Nach dem missglückten Saisonauftakt wollte die erste Mannschaft das Auswärtsspiel bei der zweiten Mannschaft des Heilbronner SV eigentlich dazu nutzen, wieder in die Spur zu kommen. Doch das konnte nicht umgesetzt werden, denn die Gmünder verteilten stattdessen im großen Stil Geschenke und mussten die Heimreise mit einer heftigen 1,5:6,5 Niederlage im Gepäck antreten.
Petr Velicka bekam am Spitzenbrett relativ schnell einen strukturellen Vorteil in Form eines rückständigen Bauerns. Nachdem sein Gegner Gunnar Schnepp selbigen aber einfach über Bord warf, war die Kompensation gut genug für ein schnelles Remis. Überhaupt nicht nach Plan verlief indessen die Partie von Philipp Bergner an Brett 4. Philipp hatte in einer etwas passiven Igelstellung versucht, den aggressiven Aufbau seines Gegners Felix Hagenmeyer auszukontern. Hierfür sollte ein ins gegnerische Lager eingedrungener Springer auf g4, der keine Rückzugsfelder mehr hatte, nun einen Beitrag leisten. Doch Philipps Gegenspiel war einfach nicht stark genug und der unglückliche Springer sowie der weiße Raumvorteil gaben schnell den Ausschlag zugunsten von Weiß. Josef Jurek glich mit einer starken Schwarzpartie allerdings umgehend aus. Im Lager seines Gegners Thomas Tschlatscher gab es irgendwann einfach zu viele taktische Probleme (insbesondere einen König auf h3), die Josef für einen entscheidenden Mattangriff nutzen konnte.
Es stand nun 1,5:1,5 und an den übrigen Brettern waren die Chancen aus Gmünder Sicht eigentlich mindestens ausgeglichen verteilt, doch es schien mit dem Teufel zuzugehen und in der Folge hagelte es Niederlage auf Niederlage. Den Anfang machte Nils Müller an Brett 8, der sich schlichtweg taktisch verrechnete, einen Bauern verlor und daraufhin im Endspiel gegen Jannis Hagenmeyer schnell unterging. Dann brachte sich Walter Pohl an Brett 7 in Schwierigkeiten, als er in einer bequemen Stellung ohne reale Verlustrisiken realisierte, dass auf seiner Uhr nur noch wenige Sekunden verblieben waren und er nun schnell einen Zug ausführen musste, was prompt einen Bauern einstellte. Aufgrund des reduzierten Materials war nennenswertes Gegenspiel nicht aufzutreiben und Walters Gegner Richard Walter konnte den Mehrbauern verwerten. Andreas Weiß schien auf dem besten Weg, seinen Gegner Daniel Schäfer an Brett 6 zu überspielen; auch nach dem Qualitätsopfer dürfte er aufgrund seiner riesigen Aktivität mehr als nur Kompensation behalten haben. Doch nach einem taktischen Fehler war es statt des weißen Monarchen auf einmal sein eigener König, der in einen Mattangriff geriet.
Ähnlich sollte es auch Thomas an Brett 5 ergehen. Hätte er das Läuferpaar, das er im Gegenzug für seinen verdoppelten c-Bauern erhalten hatte, dazu genutzt, um mit f5 zum Angriff zu blasen, so wäre von der schwarzen Königsstellung wahrscheinlich nicht viel übrig geblieben. Doch Thomas zögerte und nach dieser verpassten Chance blieb die Stellung unklar, bis Thomas in Zeitnot schließlich einen der beiden Bauern und das Läuferpaar verlor, wonach die Stellung zugunsten seines Gegners Ramin Geshnizjani kippte. Und als die Gmünder schon ungläubig staunten, woher Heilbronn auf einmal 5,5 Punkte hatte, da wurde der Spielverlauf noch skurriler, denn auch der sicher geglaubte Punkt von Pavel Flajsman an Brett 3 ging noch verloren. Gegen den passiven Aufbau seines Gegners Ryszard Cwiek hatte Pavel 2 Bauern erobern können und von irgendeiner Kompensation war weit und breit nichts zu sehen. Das änderte sich ansatzlos kurz vor der ersten Zeitkontrolle als Pavels Aufmerksamkeit ein Qualitätsopfer entging, nach welchem der Gegner einen starken Königsangriff entfalten konnte. Ob die Stellung dann noch zu halten war oder nicht: in jedem Fall war aus einer angenehmen Verwertungsaufgabe ein schachpsychologischer Albtraum geworden, der in ein Endspiel mit Minusfigur und fortdauerndem Mattangriff mündete.
Wie schon gegen Heilbronn Biberach brachte sich die SGEM erneut selbst völlig unnötigerweise um ein besseres Ergebnis, indem gleich mehrere gute bis gewonnene Stellungen noch verloren wurden. Am nächsten Spieltag gegen Wernau sollte nun unbedingt gepunktet werden, um nicht frühzeitig im Tabellenkeller festzustecken.
